Über diesen Roman muss man wirklich nicht mehr viel sagen. Mit seinen hundert Jahren ist der immer noch recht agile Allan Karlsson im letzten Jahr munter die Bestsellerliste hinauf- und in diesem Jahr irgendwann wieder ganz langsam hinuntergeklettert. Und das zurecht. Wenn man den eher schleppenden Anfang einmal hinter sich gebracht hat, entwickelt sich der Roman bald zu einem amüsanten, ein wenig morbidem Roadmovie, das nicht nur Allan Karlssons Flucht aus dem Altersheim verfolgt, sondern seine hundert Jahre umfassende Lebensgeschichte in ihren unterschiedlichen Etappen präsentiert. Nicht selten kommt das Gefühl auf, man verfolge eine alternative Version von Forrest Gumps Vita, wenn Allan mal mit Mao Tse Tung, mal mit Stalin oder Charles de Gaulle sein Schnäpschen trinkt. In jedem Fall ist der Roman ein witziger Parforceritt durch das letzte Jahrhundert, mal mehr, mal weniger historisch akkurat.
♠ Jonas Jonasson: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand. carl’s books 2011, 416 Seiten, broschiert, 14,99 Euro. ISBN: 978-3570585016. ♠
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Tony Webster ist ein Mittsechziger, der auf sein Leben zurückblickt. Beginnend in der Schulzeit, berichtet er davon, wie er auf Adrian Finn trifft, einen Mitschüler, der schnell Mitglied in Tonys Clique wird, dem mit Leichtigkeit gelingt, was Tony und seine Freunde so zwanghaft versuchen: sich von den anderen abzuheben, in der Weltanschauung, im Auftreten, in Gesten.
Nach der Schule verlieren verlieren sich die Mitglieder des Freundeskreises nach und nach aus den Augen, nur zu Adrian hält Tony noch ab und an Kontakt, bis dieser Kontakt ein jähes Ende findet. Viele Jahre später an diese Freundschaft erinnert, blickt Tony nun zurück und muss das Bild, das er in den letzten Jahrzehnten von seiner Vergangenheit entworfen hat, plötzlich hinterfragen und neu ergründen. Immer davon ausgehend, dass er mit sich und seiner Vergangenheit im Reinen sein kann, kommen Tony nun leise Zweifel daran.
„The Sense of an Ending“ ist ein leiser, ziemlich kurzer, aber auch ein wenig träger Roman über das Zurückblicken auf die eigene Lebensgeschichte und vor allem darüber, dass der eigene Blick zurück gerne einmal einen beschönigten Lückentext zeigt.
♠ Julian Barnes: The Sense of an Ending. Random House UK 2012, 150 Seiten, Taschenbuch, 5,50 Euro (ohne Preisbindung). ISBN: 978-0099570332 (Jahr der Erstausgabe: 2011). ♠